Ereignisbericht lesen

    



 RessourcenverschwendungRiskoeinschätzung
Bedeutung ⁄ Schweregradärgerlich / negatives BeispielHäufigkeitjede Woche
Riskiko / Schwere: 3  ∼   Häufigkeit: 4
Rolle im EreignisArzt / Ärztin / passivBerufserfahrungweniger als 5 Jahre
PatientenzustandÄlterer Patient, multimorbide, relevante kardiale und neurologische Vorerkrankungen.
Wichtige Begleitumstände
Fallbeschreibung

(Was, Warum, Kofaktoren, Maßnahmen, Verlauf, Epikrise)

Ein Rettungswagen und das Notarzteinsatzfahrzeug werden an einem heißen Werktag während der Regelarbeitszeit ohne Nutzung von Sonderrechten zu einer Rehabilitationseinrichtung entsandt. Dort, so meldet die Leitstelle, befinde sich ein Patient mit Apoplex zur Einweisung in die Neurologische Klinik. Vorgefunden wird ein älterer Patient, welcher ansprechbar im Bett liegt und von Pflegemitarbeitern betreut wird. Der systolische Blutdruck liegt bei <100 mmHg, die Herzfrequenz ist im Normbereich. Eine Arrhythmia absoluta ist vorbekannt. Der Patient hat eine vorbestehende Sprachstörung .Ein neu aufgetretenes fokal-neurologisches Defizit zeigt sich zu diesem Zeitpunkt nicht. Es imponieren zudem stehende Hautfalten. Eine Pflegekraft berichtet, der Patient sei bei dem Verbringen auf den Toilettenstuhl synkopiert, sei kurzzeitig bewusstlos und ohne Muskeltonus zusammengesackt. Bei der initial durchgeführten Erhebung der Vitalparameter sei ein tastbarer bradykarder Puls und ein nicht messbarer Blutdruck aufgefallen. Der Patient sei im Bett liegend rasch wieder zu sich gekommen, war dann jedoch motorisch verlangsamt und zunächst aphasisch. Der hinzugezogene Dienstarzt hatte daraufhin mit der Verdachtsdiagnose Re-Apoplex den Rettungsdienst alarmiert. Der Notarzt infundiert rasch zunächst eine Vollelektrolytinfusion; anschließend nochmals eine bestimmte Menge an Vollelektrolytlösung. Daraufhin bessert sich die Kreislaufsituation und die Vigilanz des Patienten deutlich. Schwindel, Schmerzen oder sonstige Befindlichkeitsstörungen werden seitens des Patienten verneint. Der Notarzt zweifelt am Vorliegen eines Schlaganfalls und stellt die Diagnose einer Synkope bei Dehydration. Der Dienstarzt besteht gegenüber dem Notarzt auf der Diagnose eines Apoplex und meldet den Patienten neurologisch im anvisierten Krankenhaus an. Von dem Vorschlag, den betagten Patienten in der Reha-Einrichtung zu belassen und dort eine Rehydration vorzunehmen, nimmt der Notarzt bei vermuteter Aussichtslosigkeit Abstand. Der Notarzt korrigiert jedoch seinerseits die neurologische Anmeldung in eine internistische Anmeldung. In der internistischen Notaufnahme wird der Patient über die kommenden Stunden bei Dehydration weiter rehydriert, der Verdacht auf einen Re-Apoplex kann auch in der Klinik nicht nachvollzogen werden. Auf Wunsch der Angehörigen wird der Patient dann in eine Pflegeeinrichtung verlegt. Schlagwörter
Notfallmedizin
Innere Medizin und Allgemeinmedizin
Innere sonstige (Rheumatologie etc.)
Notaufnahme
Neurologie
Stroke Unit
Geriatrie
Andere
Krankenhaus
Schockraum/Notaufnahme
Rettungsdienst
Boden
Transport von Rettungsmittel in Klinik
Pflegeheim
Medikamente / Substanzen / Infusionen
Kopf
Herz / Gefäße / Kreislauf
Bradykardie /-arrhythmie
Arrhythmie
Monitoring
EKG (Ableitung etc..)
RR-Messung (Intervall, Art, ...)
Telemetrie
Rettungsmittel (Boden,Luft)
Organisationale Strukturen
Informationsfluss
Verständlichkeit / Ausdrucksweise
Aus- und Weiterbildung
Einarbeitung
Zuständigkeit
Leitlinien / SOPs
Was war besonders gut

(hat zur Abschwächung des Ereignisses oder zur Verhinderung geführt?)

Was war besonders ungünstig

(hat die Situation noch schlimmer gemacht)

Eigener Ratschlag Ein Patient muss laufend reevaluiert werden. Daraufhin können Maßnahmen eskaliert oder auch deeskaliert werden. Der Patient bot wenige Minuten nach dem Ereignis keinerlei klinische Anhaltspunkte für einen Apoplex. Die gebotene Klinik und die Gesamtumstände wiesen eigentlich sehr rasch in die Richtung einer Synkope bei Dehydration. Eine in diesem Fall gebotene Rehydration hätte in der ärztlich betreuten Reha-Einrichtung erfolgen können. Dies wäre für den betagten Patienten die sicherlich schonendere Therapie gewesen als eine erneute Verlegung in ein Akutkrankenhaus. Zudem muss auch eine wirtschaftliche Vorgehensweise angestrebt werden. Eine deutlich kostengünstigere Therapie wäre in diesem Fall die Rehydration in der Reha-Einrichtung mit engmaschiger ärztlicher Reevaluation gewesen. Zum Schluss muss angemerkt werden, dass die Entscheidung bezüglich der angeforderten Rettungsmittel bei einem mutmaßlich vorliegenden Apoplex mit schnellstmöglichem Interventionsbedarf falsch war. Ein Apoplex erfordert ein Rettungsfahrzeug mit Sonderrechten. Ein Notarzt ist hingegen nur dann erforderlich, wenn eine vitale Gefährdung des Patienten vorliegt oder nicht ausgeschlossen werden kann. Ansonsten hat ein zügiger Transport Vorrang. Bei Anforderung von Rettungsmitteln durch ärztliches Personal erfolgt keine standardmäßige Abfrage durch den Disponenten der Rettungsleitstelle, so dass in diesem Fall die Rettungsmittel wie angefordert disponiert wurden.
 Gedanken zur Analyse und zu Präventionsmöglichkeiten
Die beitragenden Faktoren zur Entstehung waren: die Meldung der Einrichtung, die Abfrage der Leitstelle und schließlich die daraus resultierende Entscheidung zur Alarmierung der Einsatzmittel. Der Leitstellendisponent entscheidet am Telefon, ohne den Patienten gesehen zu haben, welches Einsatzmittel alarmiert wird. Optimalerweise führt die Rettungsleitstelle eine strukturierte Notrufabfrage durch und entscheidet dann, welches Rettungsmittel zum Einsatz kommt. Bei einem Apoplex ist nicht zwingend die Alarmierung eines Notarztes notwendig. Ein Apoplex im Zeitfenster stellt eine Notfallindikation dar, da nur im Zeitfenster interveniert werden kann. Aus diesem Grund sollte dieser Einsatz mit Sonder -und Wegerecht angefahren werden. Die Leitstelle muss sich auf die Informationen des Melders verlassen. In diesem Fall kam die Meldung aus einer Einrichtung in der Fachpersonal beschäftigt ist. Das Team hat die vorhandenen Symptome einer neurologischen Erkrankung zugeordnet. Das Team hat seine Informationen gesammelt, die Anamnese des Patienten war allen bekannt. Diese Voraussetzungen begünstigen die Entstehung von Fixierungsfehlern, ist z.B. der Patient nach einem neurologischen Ereignis und bekannter Herzrhythmusstörungen in einer Einrichtung, wird der Fokus auf ein erneutes neurologisches Problem gerichtet. Die Aussentemperatur, das der Patient evtl. wenig getrunken hat etc..wird nicht in die Beurteilung mit einbezogen. Diese Fixierungsfehler können oftmals nur durchbrochen werden, wenn neue Teammitglieder erscheinen. In diesem Fall der Rettungsdienst mit Notarzt. Nach dem Eintreffen gab es eine Evaluation des neuen Teams und eine neue Arbeitstheorie. Die durchgeführten Maßnahmen erzielten eine Stabilisierung des Patienten. Solche Ereignisse lassen sich nie ganz verhindern, da in dieser Situation der Faktor Mensch eine große Rolle spielt. Eine Nachbesprechung mit allen Beteiligten wäre sinnvoll und könnte für eine Verringerung sorgen.
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