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 Probleme beim Verlegen eines akut maximal vitalgefährdeten Patienten Riskoeinschätzung
Bedeutung ⁄ Schweregradgefährlich ⁄ kritisch / negatives BeispielHäufigkeitmehrmals pro Jahr
Riskiko / Schwere: 5  ∼   Häufigkeit: 3
Rolle im Ereigniskeine Angabe / keine AngabeBerufserfahrungmehr als 5 Jahre
PatientenzustandMaximal kritisch, RR <85 mmHg, GCS 3
Wichtige Begleitumständebekannter Krebspatient
Fallbeschreibung

(Was, Warum, Kofaktoren, Maßnahmen, Verlauf, Epikrise)

Bekannter Krebspatient kommt mit seit dem Vortag zunehmenden Ganzkörper-Schmerzen und Schwäche auf einer Seite. Die Ermittlung der Vorgeschichte gestaltet sich aufgrund seiner schlechten Verfassung schwierig . Zum Aufnahmezeitpunkt präsentiert der Patient sich mit stabilen Kreislaufparametern. Es finden sich multiple beginnende Dekubiti, sonst kein pathologisch Abdomen, Cor/Thorax neurolologischer Befund. Medikamentös ist der Patient mit Verapamil, PPI, einem Analgetikum und ein Mittel gegen Schwindel behandelt. Im CCT fand sich ein diskreter neurologischer Befund. Der diensthabende Kollege versucht krampfhaft den Patienten in eine geeignete Klinik zu verlegen. Es wurden mehrere Kliniken angefragt. Letztendlich erfolgt die tel. Kontaktaufnahme mit der Onkologie einer großen Klinik, welche bereit ist den Patienten zu übernehmen. Ein Telefonat mit den Angehörigen ergibt, dass keine REA oder Intubation gewünscht ist. Bei Eintreffen des zur Verlegung angeforderten RTW findet der NFS einen Patienten mit GCS 3, RR <85 in Schocklage auf der Liege und mit einer Druckinfusion und verweigert den Transport ohne Notarzt. Die Anfrage bei der Leitstelle ergibt, dass der diensthabende Notarzt nicht zur Verfügung gestellt wird da es sich um eine Verlegung handle und diese müsse mit Begleitung durch einen Arzt der "bettenführenden Abteilung" erfolgen. Alternativ müsse ein Intensiv-Verlegungstransport angefordert werden. Daraufhin erklärt sich der diensthabende ZNA-Arzt bereit den Transport durchzuführen obwohl dann von internistischer Seite niemand in der ZNA ist.Schlagwörter
Notaufnahme
Schockraum/Notaufnahme
Kreislaufinstabilit
Rettungsmittel (Boden,Luft)
Spezielle Befunde, Patientenunterlagen
Checkliste
Alarmierung
Informationsfluss
Ãœbergabe
Personalverteilung
Koordination
Arbeitsbelastung, -stunden
Aus- und Weiterbildung
Zuständigkeit
Parallelnarkosen und -behandlung
Leitlinien / SOPs
Was war besonders gut

(hat zur Abschwächung des Ereignisses oder zur Verhinderung geführt?)

Was war besonders ungünstig

(hat die Situation noch schlimmer gemacht)

Ersteinschätzung eines kritischen Patienten und dessen vermeintlichen Willen verzögert bzw. unzureichend. Blockadehaltung aller weiteren beteiligten Abteilungen und Kliniken. Verhalten der Leitstelle bzgl. der Verfügbarkeit eines Notarztes entgegen den festgelegten Verfahrensanweisung. ZKS in einem so dringend imponierenden Falle nicht die Lösung. Nichteinbeziehend der Intensivstation bei kritischem Patienten. Erwägung eines Palliativregimes im Haus nicht erfolgt . Keine Hilfestellung durch den Oberarzt
Eigener Ratschlag Erfahrene Kollegen in den Dienst, ggf Back-up durch Intensiv- oder Haus-Dienst Falls nicht ausreichend: Unterstützung durch den oberärztlichen Hintergrund in größerem Umfang als bisher, in diesem Falle auch zur Sicherung des Palliativen Vorgehens. Instabile Patienten derzeit nicht in der ZNA längerfristig belassen, besser rasch auf Intensiv. Zusammenarbeit im Haus verbessern mit gegenseitiger Hilfestellung und Problemlösung, auch außerhalb der Regelarbeitszeit Kooperation mit Kliniken in gegenseitigem Problemlöse-Interesse. Einhalten der vorgegebenen Verfahrensprozesse durch die Leitstelle. Keine Patiententransporte/Verlegungen die einer Arztbegleitung bedürfen durch Kollegen ohne Notarztschein. Wiederholtes Bekanntmachen der gängigen Verfahrensanweisungen bzgl. Verlegungen im ärztlichen Dienst wie im Rettungsdienst,
 Gedanken zur Analyse und zu Präventionsmöglichkeiten
Ein bekannter Krebspatient kommt mit zunehmenden Schmerzen am ganzen Körper in die Notaufnahme. Er ist kreislaufstabil, hat multiple beginnende Dekubiti aufgrund der fehlenden Mobilität. Es wurde sicher aufgrund der Schwäche einer Seite ein CCT durchgeführt, dort gab es einen diskreten neurologischen Befund. Aufgrund dieses Befundes wollte der diensthabende Arzt den Patienten in einer Neurologie unterbringen. Dies hat einige Zeit in Anspruch genommen, aber aufgrund seiner Grunderkrankung ist es ihm nicht gelungen. Daraufhin hat er mit einer Onkologie Kontakt aufgenommen, um den Patienten dort unterzubringen.
In dieser Situation sind wohl die Hoffnungen und Erwartungen des Patienten und die Bemühungen des aufnehmenden Arztes deutlich auseinandergedriftet. Es ist anzunehmen, dass die Angehörigen den Patienten haben einweisen lassen aufgrund seines schmerzgeplagten Zustandes. Beim Eintreffen des Patienten war er in einem stabilen Zustand, allerdings konnte er wohl keine genauen Angaben machen. Es ist nicht weiter bekannt, was bei den Angehörigengesprächen besprochen wurde, außer dass der Patient keine Intubation und Reanimation möchte.
Der aufnehmende Arzt hat nach der Diagnostik einen geeigneten Platz für ihn gesucht. Dies gestaltete sich schwierig. Die Neurologie hat ihn nicht übernommen aufgrund seiner Grunderkrankung und so hat er dann einen Platz in einer Onkologie in einem anderen Krankenhaus bekommen. In der Zwischenzeit war der Patient eingetrübt und musste mit Volumen stabilisiert werden.
Im CRM spricht man in einer solchen Situation von einem klassischen Fixierungsfehler: „Dies und nur dies“. Der Arzt wollte die bestmögliche Behandlung für den neurologischen Befund und hat dafür auch viel Zeit investiert. Hier stellt sich die Frage: Hat er die Allgemeinsituation des Patienten richtig eingeschätzt? War ihm die ernste allgemeine Lage des Patienten bewusst? Was genau wollten die Angehörigen? Sie wollten wohl keine Reanimation und Intubation, aber wie weit sollte die Therapie gehen? Sollte es eine Schmerztherapie sein, oder stand die Neurologie im Vordergrund? Gab es eine Patientenverfügung?
Wer hat sich in der Zeit, in der der Arzt eine passende Klinik gesucht hat, um den Patienten gekümmert? Aus welchen Gründen wurde nicht an das naheliegende gedacht, nämlich Kontakt mit der eigenen Intensivstation aufzunehmen, um den Patienten dort unterzubringen. Dort hätte er evtl. auch eine palliative Unterstützung bekommen
In der Meldung steht, er hat keine Unterstützung durch den Oberarzt bekommen. Hier stellt sich die Frage: Welche Infos hat der OA in den Telefonaten bekommen?
Ging es um die Verlegung oder auch um andere Therapieoptionen? Wie wird mit Palliativpatienten im Haus umgegangen? Wäre eine Palliativversorgung im Haus eine Option für den Arzt gewesen?
Die Versorgung eines Palliativpatienten erfordert viel Erfahrung im Umgang mit Schmerzmedikamenten und einer Einschätzung des Patienten. Diese Entscheidungen sind nicht leicht zu treffen, weil meist auch sehr emotional behaftet. Hier empfiehlt es sich, Hilfe vom OA, anderen Kollegen und den zuständigen Fachabteilungen wie Schmerztherapie, Intensivstation und wenn vorhanden, dem Palliativteam zu holen.
Es wurde viel Zeit verbracht mit der Suche nach einem Platz für den Patienten, in dieser Zeit hätte er eine angemessene Therapie im Hause erhalten können.

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