Ereignisbericht lesen

    



 Schweres Exanthem nach Behandlung einer ausgeprägten Impetigo contagiosa mit AntibiotikaRiskoeinschätzung
Bedeutung ⁄ Schweregradgefährlich ⁄ kritisch / negatives BeispielHäufigkeitnur dieses mal
Riskiko / Schwere: 5  ∼   Häufigkeit: 1
Rolle im EreignisArzt / Ärztin / keine AngabeBerufserfahrungkeine Angabe
Patientenzustand
Wichtige Begleitumstände
Fallbeschreibung

(Was, Warum, Kofaktoren, Maßnahmen, Verlauf, Epikrise)

Patient kommt mit ausgeprägter hochinfektiöser bakteriellen Hauterkrankung auf der Nase, mit beginnender Ausbreitung über die Wange zum Auge hin in die Praxis. Lidspalte verschmälert aufgrund der Schwellung mit Rötung. Ein hinzugezogener Kollege mit Erfahrung in Hauterkrankungen empfiehlt Sultamicillin, da eine (cerebrale Ausbreitung befürchtet wird) und lokale desinfizierende Maßnahmen. Auf Nachfrage verneint der Patient eine Penicillinallergie, erhält seine Rezepte und den 1. Verband. WV in 2 Tagen geplant. 2 Tage später berichtet er, daß er als Kind auf Penicillin reagiert haben soll nach einer Windpockenerkrankung. Er hat zu diesem Zeitpunkt das Antibiotika seit 2 Tagen nach Vorschrift eingenommen und keine allergische Reaktionen bemerkt. Allerdings berichtet er über Kopfschmerzen, die immer auftreten würden, wenn das Intervall zwischen den Einnahmen zu lang werde und nach Einnahme wieder verschwinden würden. Deshalb hätte er die Intervalle von 8 auf 6-stündlich verkürzt. Dies lässt die Befürchtung einer cerebralen Ausbreitung stärker werden. Die Krusten haben sich noch etwas mehr ausgebreitet, die Schwellung und Rötung der Wange ist leicht rückläufig. Das Risiko durch einen Antibiotikawechsel eine Therapielücke zu verursachen und damit eine cerebrale Ausbreitung zu verursachen erschien höher als das Risiko einer allergischen Reaktion, da er bis dato noch gar keine Anzeichen einer allergischen Reaktion zeigte. Die desinfizierenden Maßnahmen werden durch eine Antibiotikasalbe ersetzt. 2 Tage später Wiedervorstellung beim Kollegen (Vertretung), dem der Patient bereits 2 Tage zuvor vorgestellt wurde, damit er den Verlauf beurteilen kann. Er berichtete nach der Vertretung, daß die sichtbaren Symptome deutlich rückläufig waren und der Patient keine allergischen Reaktionen zeigte. 10 Tage später kommt der Patient erneut zum Arzt: er musste 1 Tag nach der letzten Vorstellung in die Hautklinik, hatte ein schweres Exanthem und ist mit 1-malig Cortison Antihistaminika und i.v. Antibiotika behandelt worden. Fieber bis fast 40° hätte er über mehrere Tage gehabt, und die Haut hat sich am ganzen Körper abgeschält. Die Nachfrage in der Hautklinik ergab, daß der Patient kein Lyell oder Stephen-Johnson-Syndrom hatte. Eine PE hat ein Exanthem nachgewiesen, man konnte aber nicht eindeutig differenzieren, ob es ein Virusexanthem war (Varizellen IGM war hoch positiv), oder ein schweres Arzneimittelexanthem, wobei eine Antibiotikaunverträglichkeit durch eine Blutuntersuchung nachgewiesen wurde. Schlagwörter
nicht stationärer Bereich
Allergien
nach / bei Interventionen
Mikrobiologie / Screenings
Anamnese
Alarmierung
Informationsfluss
Was war besonders gut

(hat zur Abschwächung des Ereignisses oder zur Verhinderung geführt?)

Was war besonders ungünstig

(hat die Situation noch schlimmer gemacht)

Die Gefahr der cerebralen Ausbreitung wurde überschätzt, da die Erreger fast nur in den Krusten zu finden sind und daher gut durch eine lokale Therapie behandelt werden können.
Eigener Ratschlag Wenn eine dermatologische Vorstellung erfolgt wäre, hätte die systemische Therapie vielleicht vermieden werden können.