Ereignisbericht lesen |
Organruptur und entgleiste Gerinnung | Riskoeinschätzung | |||
Bedeutung ⁄ Schweregrad | potentiell gefährlich / negatives Beispiel | Häufigkeit | nur dieses mal |
Riskiko / Schwere: 5 ∼
Häufigkeit: 1 |
Rolle im Ereignis | Arzt / Ärztin / keine Angabe | Berufserfahrung | mehr als 5 Jahre | |
Patientenzustand | Patient mit im CT nachgewiesener ausgeprÀgter traumatischer Ruptur eines Organes und Blutung, befindet sich zur Observanz auf der Intensivstation. | |||
Wichtige Begleitumstände | ||||
Fallbeschreibung (Was, Warum, Kofaktoren, Maßnahmen, Verlauf, Epikrise) | Bei einem Patienten mit traumatischer Ruptur eines Organes wird die Indikation zur Laparotomie gestellt. Aufgrund der vorliegenden Gerinnungsparameter (PTZ <50%, PTT > 180 sec, Fibrinogen <60 mg/dl) erfolgt auf der Intensivstation unmittelbar prĂ€operativ die Substitution mit Gerinnungsfaktoren und TranexamsĂ€ure, zusĂ€tzlich werden FFP bestellt und spĂ€ter im OP verabreicht. Vor Verlassen der Intensivstation erfolgt eine Blutabnahme fĂŒr eine Thrombelastographie, diese zeigt gute Gerinnselbildung. Der Patient wird laparotomiert. Postoperativ erfolgt auf der Intensivstation erneut eine Blutabnahme zur Bestimmung von plasmatischen Gerinnungsparametern und Thrombelastographie im Zentrallabor. Es zeigt sich eine ausgeprĂ€gte Diskrepanz zwischen Klinik (ausgeschaltete Blutungsquelle, keine Blutung von Drainagen, Einstichstellen oder SchleimhĂ€uten), Thrombelastogramm (gute Gerinnselbildung) und plasmatischen Parametern (PTZ<20%, PTT>180 sec, Fibrinogen>1200 mg/dl, AT3<20%). Es erfolgt keine weitere Substitution von Gerinnungsfaktoren. Die Bestimmung aus derselben Blutprobe wird im Labor wiederholt, mit dem gleichen Ergebnis. Die Bestimmungen aus einer erneuten Blutabnahme liefern Ă€hnliche Resultate. Aufgrund des vehementen Hinweises des Intensivmediziners auf die Diskrepanz erfolgt eine Neukalibration des betroffenen LaborgerĂ€tes. Es ergeben sich schlieĂlich weitgehend normale Gerinnungswerte, diese liegen etwa 3 Stunden postoperativ vor. Die Bestimmungen aus den vorangegangenen Blutproben werden wiederholt. Die initiale Blutprobe liefert nun eine PTZ von >70%, PTT von <40 sec, Fibrinogen von >165 mg/dl. Von seiten des Zentrallabors wird eine Verunreinigung einer industriell vorgefertigten Waschlösung als Ursache der Fehlbestimmung angenommen. | Schlagwörter | ||
Intensivmedizin Intensivstation Gerinnungsfaktoren, Antikoagulation Labor nach / bei Interventionen Blutung Sonstige GerÀte Koordination ZustÀndigkeit |
Was war besonders gut (hat zur Abschwächung des Ereignisses oder zur Verhinderung geführt?) |
Keine erneute Substitution von Gerinnungsfaktoren aufgrund der Diskrepanz zwischen Klinik, Thrombelastographie und plasmatischen Parametern. | ||
Was war besonders ungünstig (hat die Situation noch schlimmer gemacht) |
Die initialen Gerinnungsparameter waren mit dem AusmaĂ der Milzruptur und Blutung im CT kompatibel, initial jedoch kein Thrombelastogramm vorliegend. PrĂ€operativ möglicherweise Ăbersubstitution von Gerinnungsfaktoren mit dem damit verbundenen Thromboserisiko. Möglicherweise wurde jedoch ein intraoperativer Substitutionsbedarf vorweggenommen, da sich postoperativ die Gerinnung im Normbereich zeigte (keine supramaximalen Werte). | |||
Eigener Ratschlag | Skepsis gegenĂŒber Laborparametern. Es ist jedoch nicht möglich, in Akutsituationen plausible Befunde zu ignorieren. | |||