Ereignisbericht lesen

    



 Zu frühe Abbestellung eines anfliegenden RTHRiskoeinschätzung
Bedeutung ⁄ Schweregradpotentiell gefährlich / negatives BeispielHäufigkeitmehrmals pro Jahr
Riskiko / Schwere: 3  ∼   Häufigkeit: 2
Rolle im Ereigniskeine Angabe / passivBerufserfahrungkeine Angabe
Patientenzustand
Wichtige Begleitumstände
Fallbeschreibung

(Was, Warum, Kofaktoren, Maßnahmen, Verlauf, Epikrise)

"Aufgrund der Notfallmeldung ""Verkehrunfall mit Schwerverletztem"", die sich nicht genauer hinterfragen ließ, alarmiert die Rettungsleitstelle neben einem RTW und einem NEF noch einen Rettungshubschrauber (für den Fall, dass ein Transport in ein Traumazentrum notwendig würde, was bodengebunden eine längere Transportzeit bedeuten würde). Die eintreffende RTW-Besatzung stellt fest, dass die (einzige) Patientin wach sowie atem- und kreislaufstabil ist, lediglich eine Fraktur hat und bestellt den auf dem Anflug - kurz vor der Einsatzstelle - befindlichen RTH ab. Der anschließend eintreffende Notarzt stellt bei der genaueren Untersuchung eine komplizierte offene Fraktur fest, deren definitive Versorgung in einem Traumazentrum stattfinden sollte. Aus Zeit- und Transportqualitätsgründen fordert er hierzu einen RTH an, der - fast wieder am Standort gelandet - sich erneut auf den Weg macht, die Patientin übernimmt und in die ausgewählte Zielklinik fliegt."Schlagwörter
Notfallmedizin
Rettungsdienst
Verletzung
Alarmierung
Zuständigkeit
Leitlinien / SOPs
Was war besonders gut

(hat zur Abschwächung des Ereignisses oder zur Verhinderung geführt?)

"Der Notarzt hat sich von der Lage ""RTH wurde abbestellt"" nicht beeinflussen lassen und seine am Patientenzustand orientierte Entscheidung konsequent umgesetzt. Die RTH-Besatzung war nicht ""eingeschnappt"", sondern hat den Einsatz professionell abgewickelt und im Nachhinein auf die Problematik in sachlicher Form aufmerksam gemacht."
Was war besonders ungünstig

(hat die Situation noch schlimmer gemacht)

Eigener Ratschlag "1. Abbestellungen bereits anrückender Rettungsmittel (egal ob RTH, NEF, TEL-RD) sollten stets gut überlegt sein und sich nicht auf eine nur oberflächliche Lageabschätzung beziehen. Letztlich trägt der ""Abbesteller"" die Verantwortung für dadurch bedingte Verzögerungen im Versorgungsablauf. Dies war in dem hier beschriebenen Fall nicht weiter relevant, allerdings wurde die Einsatzzeit des RTH und seine Flugkilometer unnötigerweise verlängert, was Kosten verursacht und zu einer verringerten Verfügbarkeit führt. 2. Nicht nur akute Vitalfunktionsstörungen sind Indikationen für RTH-Einsätze (gilt gleichermaßen für NEFs oder NAWs!)"
 Gedanken zur Analyse und zu Präventionsmöglichkeiten
Es handelt sich hier um ein Problem, von dem viele im Rettungsdienst Arbeitende betroffen sein können. Es wäre wichtig, allgemeine Grundsätze und Regeln aufzustellen, damit man sich an etwas halten kann.
Sonst laufen die Mitarbeiter Gefahr, sich - unabhängig davon, wie sie sich entscheiden - Kritik zuzuziehen (wäre der RTH gelandet und es wäre tatsächlich nur eine einfache Fraktur gewesen ... was dann?). Wenn es hingegen einen einheitlichen und von allen verabschiedeten Standard gäbe, bleiben solche Situationen innerhalb der bekannten Routine - und Emotionen bleiben draussen.

In solchen Situationen werden Worte häufig in einer gereizten Atmosphäre gewechselt, und jeder versucht sein Vorgehen zu verteidigen. Wenn möglichst viele konstruktive Vorschläge der vor Ort tätigen Mitarbeiter im Rahmen einer Arbeitsgruppe eingebracht würden, könnte man ein sinnvolles Konzept ausarbeiten, in dem Anschuldigungen oder Missstimmungen von vornherein bestmöglich vermieden werden könnten.

Darüber hinaus sollte natürlich darauf geachtet werden, dass Neuregelungen und Standards, die aus einem derartigen Fall erwachsen, allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bekanntgemacht werden, auch neu hinzukommenden.

Und von Zeit zu Zeit sollte überprüft werden, ob sich durch Einführen eines Standards wirllich etwas verbessert - sowohl in Bezug auf den Rückgang derartiger Fälle als auch in Bezug auf das kollegiale Miteinander.
 PaSIS-Analyse in einzelne Analyseeinheiten aufgegliedert
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beitragender Faktor
Leitlinien, Prozeduren und Vereinbarungen - (Aufgabe ⁄ Maßnahmen)
Maßnahmen:
Das, was in der "take-home-message" beschrieben ist, ist über die Rettungsdienstleitung und auf einer Fortbildung zum Thema "Luftrettung" miteinander kommuniziert, d.h. das "Nicht-Abbestellen" eines bereits im Anflug befindlichen RTH führt grundsätzlich zu keiner "Anschuldigung". Seit dieser Maßnahme ist übrigens kein neuer Fall bekannt geworden. In einer Arbeitsgruppe wurde ein Hinweisblatt erarbeitet, damit jeder Mitarbeiter weiß, woran er sich im konkreten Fall orientieren kann.
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Beachte und verwende alle vorhandenen Informationen · Verhindere und erkenne Fixierungsfehler · Mobilisiere alle verfügbaren Ressourcen (Personen und Technik) · Achte auf gute Teamarbeit - andere unterstützen und sich koordinieren · klinischer Zustand, Bedingungen · Prioritäten, Fokus, strategische Ausrichtung · Leitlinien, Prozeduren und Vereinbarungen · Leitlinien, Prozeduren und Vereinbarungen · verbale Kommunikation · Zeitfaktoren · Rollenverhalten und -verständnis · Führung / Koordination · Kompetenz · 
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