Ereignisbericht lesen

    



 Zytostatika-Ãœberdosierung Riskoeinschätzung
Bedeutung ⁄ Schweregradpotentiell gefährlich / negatives BeispielHäufigkeitnur dieses mal
Riskiko / Schwere: 5  ∼   Häufigkeit: 1
Rolle im Ereigniskeine Angabe / keine AngabeBerufserfahrungweniger als 5 Jahre
PatientenzustandPatient soll wegen maligner Grunderkrankung kombinierte Radio-/ Chemotherapie erhalten.
Wichtige Begleitumstände
Fallbeschreibung

(Was, Warum, Kofaktoren, Maßnahmen, Verlauf, Epikrise)

Aufgrund eines Fehlers bei der Ãœbertragung der schriftlichen Angaben der ärztlichen Zytostatika-Anforderung in die elektronische Datenverarbeitung wurde eine zu hohe Dosierung (mehrfach über Soll) für das Zytostatika berechnet. Das für die Dosis-Berechnung verwendete Programm lässt keine Eingabe von Nachkommastellen zu, was der eingebenden Person nicht aufgefallen war. Die Medikamentendosis wurde ohne Kommastelle errechnet, woraus eine mehrfach erhöhte Dosis resultierte. Da es sich bei der hohen Dosis trotzdem um eine in anderen Therapieprotokollen verwendete therapeutische Dosierung handelte, fiel der Fehler bei der Plausibilitätskontrolle zunächst nicht auf und die Zubereitung wurde gemäß Anweisung hergestellt, freigegeben und dem Patienten appliziert. Dieser reagierte mit starker Ãœbelkeit auf die Therapie. Die fehlerhafte Dosisberechnung wurde erst entdeckt, als die nach dem ursprünglichen Protokoll vorgesehene 2. Gabe für den Patienten fällig war und in der Apotheke abgerufen wurde. Dem überprüfenden Apotheker fiel die im vorliegenden Fall ungewöhnlich hohe Zytostatika-Dosierung auf, woraufhin umgehend die verantwortlichen Ärzte über die zu hohe Dosis in Kenntnis gesetzt wurden. Da es sich bei dem Zytostatika um eine potentiell nierentoxische Substanz handelt, wurden keine weiteren Gaben mehr verabreicht und zeitnah eine forcierte Diurese eingeleitet sowie regelmäßige Laborkontrollen veranlasst. In den darauffolgenden Tagen konnten keine schwerwiegenden Veränderungen der Nierenfunktion und des Blutbildes festegestellt werden, die auf eine Schädigung durch die zu hohe Zytostatika-Dosis hindeuten würden.Schlagwörter
Innere Infektologie/Hämatologie/Onkologie
Krankenhaus
Ãœber- Unterdosierung
Ãœbertragungsfehler
Einarbeitung
Was war besonders gut

(hat zur Abschwächung des Ereignisses oder zur Verhinderung geführt?)

Was war besonders ungünstig

(hat die Situation noch schlimmer gemacht)

Unachtsamkeit bei der Übertragung und Berechnung der Dosierung, Unkenntnis der hausüblichen Zytostatika-Protokolle durch neue Mitarbeiter und mangelnde Überprüfung der Therapie durch alle am Prozess Beteiligten führte dazu, dass die zu hohe Zytostatikadosis den Patienten erreichte.
Eigener Ratschlag Sorgfältige Überprüfung der einzelnen Schritte von der Bestellung der Therapie, über die Dateneingabe und Herstellung (Vier-Augen-Prinzip) bis zur Applikation. Eingehendere Schulung und Kontrolle neuer Mitarbeiter in der Anfangszeit. Umprogrammierung des Programms durch den Software-Hersteller, dass unrealistische Eingaben z.B. Körpergrößen, die ein bestimmtes Maß überschreiten, nicht möglich sind.
 Gedanken zur Analyse und zu Präventionsmöglichkeiten
Dieser Fall zeigt, wie viele Faktoren nötig sind, bis es zu einem Zwischenfall kommen kann. Der Übertragungsfehler in den Computer fiel nicht auf, da der errechnete Wert bei anderen Schemata durchaus gängig ist. Bei der Zubereitung und Verabreichung fiel die hohe Dosis nicht auf, da alle Beteiligten von der richtigen Konzentration ausgegangen waren. Auch die Übelkeit und das Erbrechen wurden nicht mit der Dosis in Verbindung gebracht. Erst als eine neue Gabe angefordert wurde, bemerkte eine bis dahin nicht involvierte Person, dass die Berechnung zu hoch ist. Eine Rücksprache mit den behandelten Ärzte deckte den Rechenfehler auf. Oft sind es außenstehende Mitarbeiter, die noch nichts mit dem Patienten bzw. mit dem Medikament zu tun hatten, denen potentielle Fehler auffallen. Dies erklärt sich durch eine andere Sichtweise.
 PaSIS-Analyse in einzelne Analyseeinheiten aufgegliedert
nur beschriebene Felder werden angezeigt

CRM Konzept
Habe Zweifel und überprüfe genau (Double check, nie etwas annehmen)
Vor der Verabreichung eines Medikamentes könnte ein Gegencheck Fehldosierungen vermindern.

beitragender Faktor
Extern bedingte / importierte Risiken - (Organisation)
Das Computerprogramm für die Dosierungen lässt keine Nachkommastellen zu. Das Programm gibt dem Anwender keinen Hinweis darauf. Ein Vermerk am Arbeitsplatz könnte den Mitarbeiter für dieses Problem sensibilisieren.

beitragender Faktor
Sicherheitskultur - (Organisation)
Eine Information aller Mitarbeiter über die fehlende Nachkommastelle (z.B. als Hinweis, wenn das Programm gestartet wird), könnte dieses Problem vermindern.
 Hauptkategorien
 · 3 Analyseeinheiten aus der Kategorie: Organisation
 · 1 Analyseeinheit aus der Kategorie: Kommunikation
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