Ereignisbericht lesen |
Arzneimittelverwechslung Volulyte 6% - HYPER-HAES (NaCl 7,2%) beim Neugeborenen | Riskoeinschätzung | |||
Bedeutung ⁄ Schweregrad | gefährlich ⁄ kritisch / negatives Beispiel | Häufigkeit | weniger als ein mal pro Jahr |
Riskiko / Schwere: 5 ∼
Häufigkeit: 1 |
Rolle im Ereignis | Pflegekraft / passiv | Berufserfahrung | keine Angabe | |
Patientenzustand | Eutrophes Neugeborenes mit notfallmĂ€Ăiger OP-Indikation | |||
Wichtige Begleitumstände | ||||
Fallbeschreibung (Was, Warum, Kofaktoren, Maßnahmen, Verlauf, Epikrise) | Endoskopischer Eingriff beim Neugeborenen, Notfall, normaler (auch Erwachsenen-)OP, Saal abgedunkelt. Plötzliche schwere Kreislaufdepression mit Blutdruck-Abfall, Gabe von HydroxyethylstĂ€rke als Volumenersatz intendiert. Im Dunkel des OP-Saals wird ein auf dem AnĂ€sthesiewagen am Lagerort fĂŒr Kolloidlösungen (VolulyteR 6%,) nach dem Klarsichtbeutel mit roter Schrift gegriffen und schnellstmöglich mit Infusionssystem und Drei-Wege-Hahn ausgestattet, am InfusionsstĂ€nder aufgehĂ€ngt (und damit auĂerhalb des direkten Sichtfeldes), um dann daraus Portionen mit Spritzen abzuziehen. Statt des Volulyte-Beutels war auf dem Wagen aber versehentlich HyperHAES R Infusionslösung (7,2% NaCl) gelagert worden, ebenfalls mit roter Schrift auf Klarsichtbeutel. In der Form ist dieser Beutel zwar kleiner und schmaler (250 ml Volumen statt 500 ml bei Volulyte 6%) - dies wurde aber angesichts der Dunkelheit im OP und der Hektik des schweren Notfalls ĂŒbersehen. Es wurde also HyperHAES statt Volulyte infundiert. Der Natriumwert stieg nach notfallmĂ€Ăiger fraktionierter Gabe deutlich an, ebenfalls der Chloridwert. Durch focierte Diurese und Intensivmedizinische-Therapie konnten die Werte zeitgerecht korrigiert werden, weitere Folgeerscheinungen dieser Medikamentengabe traten nicht auf. | Schlagwörter | ||
KinderanÀsthesie OP Medikamentenverwechslung (Dosis, Applikation) Arbeitsbelastung, -stunden Medikamente |
Was war besonders gut (hat zur Abschwächung des Ereignisses oder zur Verhinderung geführt?) |
- Bekanntgabe des Notfalls nach Evaluation der Blutgasanalyse und Detektion der Natrium- und Clorid-Werte - zĂŒgige Konsensfindung und schnelle interdisziplinĂ€re Beratung, was zu tun ist - offene Kommunikation. | ||
Was war besonders ungünstig (hat die Situation noch schlimmer gemacht) |
Dunkler OP-Saal - im Dunkeln Ă€hnlich aussehende Infusionsbeutel (Klarsichtbeutel mit roter Schrift) - Lagerung von derart speziellen Medikamenten auf Narkosewagen - akute schwere Notfallsituation --> enormer Zeitdruck, emotionale Belastung fĂŒr das vor Ort tĂ€tige Team - AuĂerhalb der Regeldienstzeit, viel Personalwechsel - Medikament (am InfusionsstĂ€nder aufgehĂ€ngt) auĂerhalb des Blickfeldes --> PrĂ€paratename konnte beim Abziehen mit der Spritze nicht noch einmal verifiziert werden. | |||
Eigener Ratschlag | - Lagerung solch spezieller Medikamente auĂerhalb des OP, Narkosewagens und Einleitungsraums (zumal in Notfall-OP, in dem auch Neugeborene versorgt werden) - Hinweis an Herstellerfirma, beide Infusionslösungen deutlicher voneinander unterscheidbar zu mach | |||
Gedanken zur Analyse und zu Präventionsmöglichkeiten | ||
18.09.2011 AG Um endoskopische OPÂŽs nicht zu stören, wĂ€re unsere Idee: Eine kleine, verstellbare, evtl. auch dimmbare Lichtquelle am Narkosewagen zu befestigen, sodass das AnĂ€sthesieteam seinen Arbeitsplatz beleuchten kann. Lagerung von HyperHAES nicht routinemĂ€ssig auf allen NarkosewĂ€gen. Jedoch an einem Ort ausserhalb, den jeder kennt. Kennzeichnung von HyperHAES beim EinrĂ€umen in das Lager z.b. mit einem Kleber rundum den Beutel, der den Unterschied fĂŒhlbar macht. Zu jeder Kinder- oder SĂ€uglingsnarkose immer einen passenden Narkosewagen fĂŒr Kinder mit in den Saal nehmen und den eigentlich dort stationierten vor die TĂŒr stellen. Offene Kommunkiation, offener Umgang miteinander. | ||
PaSIS-Analyse in einzelne Analyseeinheiten aufgegliedert nur beschriebene Felder werden angezeigt | ||
CRM Konzept Habe Zweifel und ĂŒberprĂŒfe genau (Double check, nie etwas annehmen) |
Durch das 4-Augen-Prinzip können Medikamentenverwechslungen vermindert werden. | |
CRM Konzept Lenke Deine Aufmerksamkeit bewusst |
Auch die Hektik in der Behandlung eines Notfalles entbindet uns nicht von der Pflicht, nochmals zu ĂŒberprĂŒfen, was aufgezogen wurde und was gespritzt werden soll. | |
CRM Konzept Mobilisiere alle verfĂŒgbaren Ressourcen (Personen und Technik) |
Wie im Fall beschrieben, wurde ein Patientenschaden dadurch verhindert, dass eine offene Kommunikation zwischen den beteiligten Fachdisziplinen stattgefunden hat und umgehend eine intensivmedizinische Therapie eingeleitet wurde. | |
CRM Konzept Kommuniziere sicher und effektiv - sag was Dich bewegt |
Offene Kommunikation, noch im OP, spielte bei der Abwendung eines möglichen Patientenschadens unseres Erachtens die entscheidende Rolle. PrÀventiv sollte das Team sensibilisiert und auf die Verwechslungsgefahr aufmerksam gemacht werden. |
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beitragender Faktor klinischer Zustand, Bedingungen - (Patient) |
Die in diesem Fall plötzlich aufgetretene, schwere Kreislaufdepression eines Neugeborenen erfordert sofortiges Handeln, wie es hier beschrieben zeitah geschah. |
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beitragender Faktor PrioritÀten, Fokus, strategische Ausrichtung - (Organisation) |
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beitragender Faktor Arbeitsbelastung, Arbeitsstunden - (Arbeitsumgebung) |
In der Hektik und dem Wunsch, den Notfall schnellstmöglich zu beherrschen wurde zĂŒgig gehandelt und im dunkeln nach dem falschen Infusionsbeutel gegriffen. | |
beitragender Faktor Positionierung, Aufbewahrung - (Ausrüstung ⁄ Geräte ⁄ Material) |
Auf dem Narkosewagen befanden sich neben den ĂŒblichen Infusionen auch solche, die sich sehr Ă€hnlich sehen, bei Verwechslung potentiell gefĂ€hrlich sind und standardmĂ€ssig dort nicht gelagert werden. | |
Hauptkategorien· 1 Analyseeinheit aus der Kategorie: PatientAlle Kategorien Kenne Deine Arbeitsumgebung (Technik und Organisation) · Verhindere und erkenne Fixierungsfehler · Habe Zweifel und ĂŒberprĂŒfe genau (Double check, nie etwas annehmen) · Lenke Deine Aufmerksamkeit bewusst · Mobilisiere alle verfĂŒgbaren Ressourcen (Personen und Technik) · Kommuniziere sicher und effektiv - sag was Dich bewegt · klinischer Zustand, Bedingungen · klinischer Zustand, Bedingungen · PrioritĂ€ten, Fokus, strategische Ausrichtung · PrioritĂ€ten, Fokus, strategische Ausrichtung · Arbeitsbelastung, Arbeitsstunden · Arbeitsbelastung, Arbeitsstunden · Positionierung, Aufbewahrung · Positionierung, Aufbewahrung · |
Maßnahmen zum Fallbericht |